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Aktualisiert am
30.5.2025
4
Min Lesezeit

Fermi-Schätzungen: Wie du leere Versprechen entlarvst

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Thumbnail Fermi-Schätzungen

„70 % Energieeinsparung“ oder „Druckkostenreduzierung um 50.000 € “ – beeindruckende Zahlen! Aber du fragst dich: Kann das wirklich sein? Mit Fermi-Schätzungen kannst du solche Aussagen auch ohne Expertenwissen schnell überprüfen. Lerne in diesem Artikel, wie du Bullshit-Zahlen erkennst!

Zusammenfassung

Zusatzmaterialien mit weiteren Beispielen für Fermi-Schätzungen →

Was ist eine Fermi-Schätzung?

Eine Fermi-Schätzung – oft auch als Fermi-Fragen bekannt – ist eine Methode, mit der du schnelle und grobe Überschlagsrechnungen machst, wenn dir genaue Daten fehlen.

Ziel ist es, die Größenordnung einer Zahl abzuschätzen, ohne stundenlang zu recherchieren. Entwickelt wurde diese Technik vom Physiker Enrico Fermi, der bekannt dafür war, komplexe Probleme mit einfachen Annahmen erstaunlich genau zu lösen.

Besonders in Job-Interviews sind Fermi-Fragen ein beliebtes Mittel, um die Kandidat:innen auf ihre Schlagfertigkeit, Kreativität oder Logikfähigkeiten zu testen. Beispiele sind Fragen wie „Wie viele Klavierstimmer gibt es in Chicago?“ oder „Wie viele Tennisbälle passen in einen Schulbus?“.

Doch Fermi-Schätzungen sind nicht nur als spielerisches Quiz im Bewerbungsgespräch beliebt. Sie helfen dir auch im Alltag, unrealistische Behauptungen zu entlarven.

Warum Fermi-Schätzungen so nützlich sind

Ob im Job, in Meetings oder bei Verkaufsgesprächen – ständig begegnen uns Zahlen, die einfach „zu schön“ klingen. Aber wenn du kein:e Expert:in für fachspezifische Themen bist oder nicht über das richtige Nischenwissen verfügst, fällt es schwer, diese Aussagen zu überprüfen. Genau hier kommen Ferm-Schätzungen ins Spiel!

Mit ein paar einfachen Annahmen und Rechenschritten kannst du herausfinden, ob eine Zahl plausibel ist – oder eben kompletter Unsinn.

Beispiel 1: 70 % Energieeinsparung durch LED-Lampen

Stell dir vor, jemand behauptet: „Wenn wir auf LED-Leuchten umsteigen, sparen wir 70 % unserer Energiekosten im Büro.“

Klingt beeindruckend, oder? Aber schauen wir mal genauer hin – mit zwei einfachen Fermi-Fragen:

  1. Wie viel Energie verbraucht Licht im Büro überhaupt?
    Neben Licht gibt es viele andere Stromfresser im Büro: Computer, Heizung, Lüftung, Drucker, Mikrowelle, etc. Licht wird dabei vermutlich nicht mehr als 20 % des gesamten Stromverbrauchs ausmachen.
  2. Wie viel spart eine LED-Lampe gegenüber herkömmlichen Leuchten?
    LEDs sind bekannt dafür, effizient zu sein. Eine großzügige Schätzung wären 80 % Einsparung beim Lichtverbrauch.

Jetzt rechnen wir:
Gesamteinsparung = Anteil Lichtverbrauch x Einsparung durch LED = 20 % x 80 % = 16 %

Selbst mit sehr großzügigen Annahmen kommst du nur auf 16 % Einsparung – und nicht auf die behaupteten 70 %. Realistischer wären sogar nur rund 7 %.

Fazit: Diese Aussage riecht verdächtig nach Bullshit.

Beispiel 2: 50.000 € Druckkosten durch Digitalisierung einsparen

Eine weitere Behauptung: „Wenn wir die Verwaltung digitalisieren, sparen wir 50.000 € pro Jahr an Druckkosten.“

Auch hier hilft die Fermi-Schätzung, indem man sich über grobe Vermutungen an die wirkliche Zahl annähert und die relevanten Faktoren grob schätzt, zum Beispiel so:

  • Mitarbeitende in der Behörde: ca. 100
  • Seiten pro Tag pro Person: ca. 20
  • Arbeitstage pro Jahr: ca. 230
  • Kosten pro gedruckter Seite: ca. 2 Cent

Rechnung:
100 Mitarbeitende x 20 Seiten x 230 Tage x 0,02 € = 9.200 €

Das liegt deutlich unter den behaupteten 50.000 €. Wieder ein klarer Fall von übertriebenen Zahlen.

Fehlerkompensation: Warum grobe Schätzungen oft erstaunlich genau sind

Ein wichtiger Vorteil von Fermi-Schätzungen ist die sogenannte Fehlerkompensation.

Du wirst dich bei einzelnen Annahmen mal verschätzen – mal zu hoch, mal zu niedrig. Doch bei mehreren Rechenschritten gleichen sich diese Fehler oft aus. Deshalb ist diese Methode auch bei komplexeren Fragen extrem hilfreich, um zumindest die Größenordnung richtig einzuschätzen.

Fazit: Mit Fermi-Fragen Bullshit erkennen

Die Anwendungsmöglichkeiten für Fermi-Schätzungen sind nahezu unbegrenzt, zum Beispiel:

  • Prüfen von Business-Case-Rechnungen
  • Abschätzen von Projektaufwänden
  • Hinterfragen von Marketing-Versprechen
  • Vorbereitung auf typische Jobinterview-Fragen

Die gute Nachricht dabei: Du musst kein:e Expert:in sein, um unrealistische Zahlen zu entlarven.

Mit Fermi-Schätzungen hast du ein einfaches, aber mächtiges Werkzeug an der Hand, um Aussagen kritisch zu hinterfragen und dich nicht blenden zu lassen.

Viel Spaß beim Rechnen und Entlarven!

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