Kochen, Gitarre spielen oder Töpfern – im Alltag praktizieren wir bereits erfolgreich an vielen Stellen selbstgesteuertes Lernen! Nun gewinnt diese Lernform auch im beruflichen Kontext immer mehr an Bedeutung. Warum ist das so und wie sieht selbstgesteuertes Lernen konkret im Unternehmen aus? Wir zeigen dir in diesem Artikel Beispiele und Vorteile für deine Mitarbeitenden.
Selbstgesteuertes Lernen: Eine Definition
Selbstgesteuertes Lernen geht davon aus, dass Lerninhalte selbstständig erschlossen werden können. Das bedeutet also: Lernende können bei dieser Lernform ihren eigenen Lernprozess selbstständig gestalten und lenken.
Selbstgesteuertes Lernen kann dabei in verschiedenen Formen auftreten, wie z.B. im informellen Lernen, aber auch durch strukturierte Lernprogramme, etwa auf einer digitalen Lernplattform. Es kann auch Bestandteil eines Blended Learning Ansatzes sein.
Lernende können in der Regel ihre Lernstrategie selbst festlegen und über Ort und Zeitpunkt des Lernens bestimmen. Je nach Grad der Selbststeuerung wählen sie auch Lernziel, Lernquellen und -partner:innen sowie Methoden und Werkzeuge selbstständig aus, um den Lernprozess zu organisieren und dessen Erfolg zu reflektieren.
Unternehmen können über den Grad der Selbststeuerung individuell bestimmen. Entscheidend ist: Die Lernenden übernehmen mehr Selbstverantwortung und Mitbestimmung beim Lernen. Die Lehrenden haben in dieser Lernform also weniger die Rolle als Lernvermittler:innen und Kontrolleur:innen, sondern werden zu Unterstützer:innen und Motivator:innen.
Damit lässt sich selbstgesteuertes Lernen klar von dem Konzept des fremdgesteuerten Lernens abgrenzen:
{{blog-vergleich-fremdgesteuert-selbstgesteuert="/custom-rich-text"}}
Selbstgesteuertes Lernen vs. Selbstorganisiertes Lernen
Selbstgesteuertes Lernen ist also der Gegensatz zu fremdgesteuertem Lernen. Allerdings ist der Begriff in der einschlägigen Literatur ansonsten nicht genau bestimmt und wird häufig in einem Atemzug mit selbstorganisiertem Lernen genannt.
Wir sollten ihn deshalb zum besseren Verständnis auch hier noch einmal abgrenzen:
Das selbstgesteuerte Lernen bezeichnet Lernprozesse, bei denen Parameter wie zum Beispiel Lernziel oder Lernzeit vorgegeben sind. Um einen Rahmen für Lernaktivitäten zu schaffen, der auf die Unternehmensziele einzahlt und die Arbeitszeit im Blick behält, kann es sinnvoll sein, Lernziele, Lernzeiten oder Lernzeitraum gemeinsam mit den Mitarbeitenden festzulegen.
- Beispiel: Lernende sollen ein bestimmtes Thema durch Materialien auf einer digitalen Lernplattform bis zu Zeitpunkt X erschließen.
Selbstorganisation schließt selbstgesteuertes Lernen mit ein, geht aber deutlich darüber hinaus! Das selbstorganisierte Lernen ist ein sehr offener Lernprozess. Lernziel, Lernmethoden und Lernkontrolle liegen hier bei den Mitarbeitenden selbst. Für Unternehmen ist diese Lernstrategie sinnvoll, damit Mitarbeitende neue Lösungen für Probleme erarbeiten können, die erst in der Zukunft relevant werden.
- Beispiel: Mitarbeitende teilen Recherchen aus dem Arbeitsalltag (z.B. neue Studienergebnisse der Branche) in einem gemeinsamen Chat miteinander.
5 Vorteile von selbstgesteuertem Lernen
In der heutigen schnelllebigen Welt ist es für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, sich ebenso schnell an neue Entwicklungen anzupassen. Selbstgesteuertes Lernen verhilft an dieser Stelle ganz allgemein zu mehr Bewegungsfreiheit, wenn es darum geht, neues Wissen und neue Fähigkeiten zu erschließen.
Hier sind fünf Gründe, die aus Sicht von L&D Manager:innen und HR-Verantwortlichen dafür sprechen:
- Flexibilität und individuelles Lernen: Jede:r Mitarbeiter:in hat unterschiedliche Lernbedürfnisse und -ziele. Selbstgesteuertes Lernen bietet die Möglichkeit, im eigenen Tempo und nach eigenen Bedürfnissen zu lernen. Auf diese Weise können sich die Lernenden auch wirklich auf die Inhalte konzentrieren, die für sie am relevantesten sind und diese schneller oder langsamer durchgehen – je nach individuellem Lernstil.
- Selbstständigkeit: Selbstgesteuertes Lernen macht Mitarbeitende zu aktiven Lernenden, die sich selbstständig neue Themen erschließen. Sie nehmen also ihre Lernprozesse selbst in die Hand und werden dadurch unabhängiger von externen Ressourcen. Das wirkt sich laut einer Studie auch positiv auf die Zufriedenheit im Job aus.
- Motivation: Wenn Mitarbeitende ihr eigenes Lernen steuern können, gibt ihnen das die Freiheit, sich auf Themen zu konzentrieren, die sie wirklich interessieren. Aus dieser intrinsischen Motivation heraus können Mitarbeitende in kürzerer Zeit mehr erreichen und somit zur Steigerung der Unternehmensleistung beitragen.
- Job-Performance: Mehrere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass sich selbstgesteuertes Lernen positiv auf die Job-Performance auswirkt. Laut einer Studie, die selbstgesteuertes Lernen und dessen Auswirkungen auf die Performance von Jurist:innen untersucht hat, haben Entschlossenheit, Initiative, Selbstvertrauen und Reflexion beim Lernen einen statistisch signifikanten Einfluss auf die individuelle Arbeitsleistung von Jurist:innen.
- Kosteneinsparungen: Je nach Setup lassen sich durch selbstgesteuertes Lernen Kosten für externe Schulungen oder Trainer:innen einsparen. Ist eine digitale Lernplattform im Einsatz, können die Mitarbeitenden beispielsweise eigenverantwortlich und zeitlich sowie räumlich flexibel Kurse absolvieren. Das Unternehmen kann somit effizienter arbeiten und gleichzeitig die Kosten senken.
3 Beispiele für selbstgesteuertes Lernen
Wie sieht das ganze nun in der Praxis aus? Selbstgesteuertes Lernen kann in vielen verschiedenen Formen erfolgen und sich einer Vielzahl von Formaten bedienen. Aufgrund der Orts- und Zeitunabhängigkeit eignen sich besonders digitale Formate.
Zur Inspiration zeigen wir anhand von drei Beispielen, wie selbstgesteuertes Lernen in Unternehmen stattfinden kann.
1. Videokurse
Laut einer Studie sehen 90 Prozent der Mitarbeitenden in Video-Streaming ein effektives Werkzeug zur arbeitsbezogenen Informationsvermittlung. Videokurse gehören dementsprechend zur beliebtesten Art des selbstgesteuerten Lernens.
Digitale Lernplattformen wie Masterplan ermöglichen es Lernenden beispielsweise, basierend auf ihren individuellen Interessen und in eigenem Tempo auf bestimmte Kurse zuzugreifen und Aufgaben zu erledigen. L&D-Verantwortliche können wahlweise auch Lernpfade vorgeben, eigene Inhalte hochladen und gemeinsame Lernzeiten und Zeiträume definieren.
2. Video-Tutorials
Video-Tutorials kennen wir bereits aus dem privaten Alltag, etwa YouTube-Videos zu Themen rund ums Heimwerken. Auch im beruflichen Kontext können sie als Format des selbstgesteuerten Lernens eingesetzt werden. Anders als ein Videokurs können beispielsweise im Rahmen von Produktschulungen spezielle Schritt-für-Schritt-Anleitungen per Video erstellt werden.
Der Vorteil: Mitarbeitende können die Informationen dann mehrmals abrufen, sich Notizen machen und komplexere Passagen beliebig oft wiederholen. Auch hierfür eignen sich digitale Plattformen, die den Upload von eigenen, unternehmensspezifischen Inhalten ermöglichen.
3. Lern-Apps
Auch hier gibt es unzählige Beispiele aus dem privaten Alltag: Apps wie Duolingo sind beispielsweise beliebt, um neue Sprachen zu lernen. Sie bieten Lernenden die Möglichkeit, Lektionen in eigenem Tempo abzuschließen und sorgen mit unterschiedlichen Testformaten und Gamification-Ansätzen dafür, dass die Lernmotivation hochgehalten wird.
Auf Letzteres zahlt insbesondere die Vernetzung der Lernenden untereinander ein: Die Lernfortschritte werden dokumentiert und innerhalb der Community mit anderen Lernenden verglichen. Dieser kompetitive Ansatz kann dazu beisteuern, dass Lernende nachhaltig motiviert und auf ihre Lernziele fokussiert bleiben.
Ein solches Prinzip kommt ebenso bei einigen digitalen Lernplattformen für Unternehmen zum Einsatz, etwa bei Masterplan.
Voraussetzungen für selbstgesteuertes Lernen
Wir haben die Vorteile und Beispiele von selbstgesteuertem Lernen aufgezeigt. Aber welche Grundvoraussetzungen müssen erfüllt sein, damit dieses Lernformat im Unternehmen überhaupt funktioniert?
Wichtig ist, dass Mitarbeitende diese Lernform beherrschen. Denn selbstgesteuertes Lernen ist immer ein Zusammenwirken von Wollen, Wissen und Können. Das bedeutet, dass Lernende dazu in der Lage sein müssen bzw. in die Lage versetzt werden müssen, eigenständig und eigenverantwortlich zu lernen. Laut Friedrich und Mandl gibt es drei Komponenten selbstgesteuerten Lernens:
- Motivationale Komponenten: Herrscht eine Lernumgebung vor, die die Bedürfnisse der Lernenden nach Kompetenz, Autonomie und sozialer Eingebundenheit erfüllt?
- Metakogninitive Komponenten: Verfügen Mitarbeitende über das notwendige Vorwissen, Fähigkeiten zum Zeitmanagement und eine störungsfreie Lernumgebung?
- Kognitive Komponenten: Beherrschen Mitarbeitende die für selbstgesteuertes Lernen notwendigen Lernstrategien und Eigeninitiative, um es zu planen, zu überwachen und zu evaluieren?
Erste Schritte für selbstgesteuertes Lernen im Unternehmen
Um eine Lernumgebung zu schaffen, in der selbstgesteuertes Lernen funktioniert, sollten L&D-Manager:innen und Personalverantwortliche folgende Punkte berücksichtigen:
Motivationale Komponenten:
- Persönlicher Entwicklungsplan: Mitarbeitende und Vorgesetzte können Ziele und Meilensteine definieren, um das selbstgesteuerte Lernen daran auszurichten. Auch die Erstellung eines Kompetenzprofils kann helfen, Mitarbeitenden Entwicklungsbedarfe aufzuzeigen und Lernbedürfnisse zu identifizieren.
- Lerntagebuch: Lernfortschritte und Lernerfahrungen zu reflektieren, kann den Lernprozess unterstützen. Ein Lerntagebuch kann ein geeignetes Format für Mitarbeitende sein, um das selbstgesteuerte Lernen zusätzlich zu dokumentieren.
- Lernumgebung: Kompetenz und Autonomie – Lernumgebungen, die die Befriedigung dieser Bedürfnisse unterstützen, fördern laut Prenzel das selbstregulierte Lernen. Personalverantwortliche müssen dementsprechend dafür sorgen, dass die Lernziele fordernd und relevant sind für die Entwicklung der Mitarbeitenden. Außerdem müssen die Mitarbeitenden eigenverantwortlich lernen und etwa Lernort und -zeit nach eigenen Präferenzen auswählen können.
Metakognitive Komponenten:
- Verfügbarkeit und Zugriff von Ressourcen: Mitarbeitenden müssen die notwendigen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, um selbstgesteuert lernen zu können. Damit ist etwa das eigene Profil auf einer digitalen Lernplattform gemeint und/oder der Zugang zu Lerngruppen, um gemeinsam mit Kolleg:innen zu lernen.
Kognitive Komponenten:
- Lernbegleitung: Hat ein Mitarbeitender Probleme, selbstgesteuert Lerneinheiten zeitlich zu planen und in den Berufsalltag zu integrieren? Benötigt sie oder er zusätzliche Hilfe bei der Wahl von Lernmitteln, -methoden und -werkzeugen? Lernende sollten bei ihrem selbstgesteuerten Lernprozess stets begleitet werden, etwa durch Coaches oder Vorgesetzte, die solche und weitere mögliche Herausforderungen identifizieren und gegebenenfalls weitere Lernbedarfe ableiten können.
Fazit: Selbstgesteuert? Selbstverständlich!
Selbstgesteuertes Lernen ist ein zeitgemäßer Ansatz in der betrieblichen Weiterbildung, allen voran, weil es Lernen in einem zunehmend ausdifferenzierten Arbeitsalltag der Mitarbeitenden möglich macht. Wir haben die zahlreichen Vorteile aufgezeigt, wie etwa die höhere Flexibilität und die gesteigerte Mitarbeitendenmotivation.
Um erfolgreiches selbstgesteuertes Lernen zu ermöglichen, sind allerdings bestimmte Voraussetzungen notwendig. Dazu gehören eine offene Unternehmenskultur, die Förderung von Eigeninitiative und die Verfügbarkeit von Lernressourcen. Zudem sollten Mitarbeitende durch geeignete Feedbackmechanismen unterstützt werden, um ihren Lernprozess zu optimieren.
Selbstgesteuertes Lernen kann dann langfristig zu einer höheren Zufriedenheit und verbesserten Leistungsfähigkeit führen. Unternehmen sollten daher selbstgesteuertes Lernen als wichtigen Bestandteil ihrer Personalentwicklung betrachten und die dafür notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.
{{blog-cta-selbstgesteuertes-lernen-webinar-blended-learning="/custom-rich-text"}}
{{blog-global-cta-tour-de="/custom-rich-text"}}