Corporate Learning: So lernt und profitiert das ganze Unternehmen

Stefan Schulze

Obstkorb, Kaffeemaschine, Weiterbildungsangebot – alles schöne Benefits? Nein! Weiterbildung ist weit mehr als nur ein Goodie für die Mitarbeitenden. Corporate Learning ist ein zentraler Baustein für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens. Wir erklären dir, warum und wie Lernen in Unternehmen Herausforderungen löst. Zusätzlich: ein Best Practice Beispiel und 10 praktische Tipps für eine erfolgreiche Lernkultur in deinem Unternehmen.

Was ist Corporate Learning – und welches Ziel verfolgt es?

Corporate Learning umfasst traditionelle und digitale Bildungsangebote sowie -methoden, die Unternehmen nutzen, um die Kompetenzen ihrer Belegschaft durch Ausbildung und fortlaufende Entwicklung zu fördern. Dazu zählen Präsenzschulungen und E-Learning-Formate.

Das grundsätzliche Ziel von Corporate Learning: die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sichern.

Konkreter bedeutet das, dass durch ein unternehmensweites Weiterbildungsangebot internes Know-how nicht nur in der Organisation gehalten wird, sondern auch wachsen soll. Solch ein nachhaltiges Wissensmanagement ermöglicht es Unternehmen,

  • interne Expert:innen zu entwickeln und Erfahrungen weiterzugeben,
  • die Mitarbeiterbindung zu stärken und so dem Fachkräftemangel vorzubeugen,
  • Transformations- und Change-Prozesse erfolgreich zu bewältigen und
  • sich langfristig zu einer lernenden Organisation zu entwickeln.

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Die Zuständigkeit für die Steuerung und Bereitstellung von Lernangeboten liegt – sofern vorhanden – bei den Abteilungen für Learning and Development (L&D) oder der Organisations- bzw. Personalentwicklung.

Je nach Unternehmensgröße und -strategie sind diese Abteilungen allerdings gar nicht unbedingt vorhanden. In diesen Fällen liegt die Verantwortung für Corporate Learning üblicherweise im HR-Bereich.

Warum Corporate Learning herausfordernd, aber wichtig ist

Erst recht, wenn Weiterbildungsmaßnahmen ganz neu entwickelt werden müssen, kann es anspruchsvoll sein, eine funktionierende Lernkultur aufzubauen. Und selbst wenn Lernen bereits Teil der Unternehmensstrategie ist, braucht es Initiativen, um kontinuierliche Weiterentwicklung voranzutreiben.

Herausforderungen von Corporate Learning sind beispielsweise:

  • Lerninhalte und -formate entwickeln:
    Welche Schulungen sollen die Mitarbeitenden bekommen? Sollen die Trainings online oder vor Ort stattfinden? Die Bedürfnisse der Angestellten können stark variieren und sollten trotzdem möglichst individuell erfüllt werden.
  • Lernen in den Arbeitsalltag integrieren:
    Arbeitsplätze und Routinen sehen mitunter sehr unterschiedlich aus. Was alle in der Regel gemeinsam haben: volle Kalender und Verpflichtungen. Weiterbildung sollte so konzipiert sein, dass sie zwischen Termine und To-dos passt.
  • Lernmotivation steigern und hoch halten:
    Ein Weiterbildungsangebot kann noch so ausgeklügelt sein – wird es nicht genutzt, bringt es weder dem Unternehmen noch den (Nicht-)Lernenden etwas. Um das Engagement anzukurbeln, sollten Inhalte möglichst motivierend und in passenden Formaten verpackt sein.

Die Masterplan Upskilling-Studie 2024 identifiziert weitere grundsätzliche Herausforderungen bei der Weiterbildung: Bei mehr als der Hälfte der rund 250 befragten DACH-Unternehmen dominiert Zeitmangel bei den Mitarbeitenden (55 %), dicht dahinter folgen fehlendes/zu wenig Verständnis über zukunftsrelevante Fähigkeiten (49 %) und Ressourcenmangel (41 %).

Weitere Inhalte der Studie: Wie gut Mitarbeitende aktuell auf die Zukunft vorbereitet sind, welche Kompetenzen künftig besonders relevant sind und mit welchen Metriken Weiterbildungsmaßnahmen gemessen werden.

Masterskill Studie 2024

Warum sollte man aber versuchen, diese Herausforderungen zu meistern? Ganz einfach: weil es sich langfristig lohnt! 

Bis 2030 werden weltweit rund 85 Millionen qualifizierte Arbeitskräfte fehlen. Unternehmen werden sich in absehbarer Zeit – wenn nicht sogar schon aktuell – mit Fachkräftemangel konfrontiert sehen.

Die beste Antwort, um sich dagegen zu schützen, ist es, die eigenen Talente und Expert:innen zu fördern und damit auch ans Unternehmen zu binden. Corporate Learning bzw. ein Angebot für die persönliche Weiterbildung ist eine der effektivsten Maßnahmen der Mitarbeiterbindung.

Schließlich gaben ganze 94 % einer LinkedIn-Umfrage an, dass sie länger bei ihrem letzten Arbeitgeber geblieben wären, wenn dieser in ihre berufliche Entwicklung und Weiterbildung investiert hätte.

Guide: Recruiting vs Retention

Weitere Vorteile von Corporate Learning sind:

  • wachsendes Fachwissen innerhalb der Organisation,
  • gesteigerte Produktivität durch verbesserte Kompetenzen,
  • höhere Anpassungsfähigkeit bei unbekannten Herausforderungen und
  • mehr Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Unternehmens.

Wer Weiterbildung heutzutage noch als Benefit neben Obstkorb und Kaffeemaschine sieht, sollte also schleunigst umdenken!

Zentrale Aufgaben beim Corporate Learning

Um aus einem attraktiven Weiterbildungsangebot eine funktionierende Lernkultur zu formen, braucht es Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen.

Denn Corporate Learning umfasst kommunikative, strategische und inhaltliche Aufgabenbereiche:

Kommunikation & Support

Internes Marketing betreiben: 

Um ein Learning Mindset aufzubauen und um die Lernmotivation der Mitarbeitenden hoch zu halten, braucht es regelmäßige Lernanreize und aktivierende Weiterbildungsinitiativen. Je attraktiver das Lernprogramm ist und kommuniziert wird, desto mehr wird es auch genutzt.

Führungskräfte unterstützen:

Team Leads, Abteilungsleiter:innen und „Head ofs” können eine Vorbildfunktion für Corporate Learning einnehmen. Überzeugt man sie vom Mehrwert der Upskilling-Maßnahmen, werden sie ebenfalls darin investieren, ihre Teams zur Weiterbildung zu animieren.

Wissensaustausch fördern: 

Der Austausch von Wissen innerhalb der Belegschaft ist immer enorm wertvoll. Mit dem Angebot von Lern-Communities und Social-Learning-Formaten kann man die Mitarbeitenden dazu anregen, ihr Know-how mit anderen Teammitgliedern und Abteilungen zu teilen.

Überzeugungsarbeit leisten:

Entscheider:innen auf C-Level müssen – mal mehr und mal weniger – mitgenommen und überzeugt werden. Starke Argumente pro Ausbau der Entwicklungsmaßnahmen liefert der Return on Learning, also die zu erwartenden und messbaren Lerneffekte für das Unternehmen.

Strategie & Organisation

Rahmenbedingungen schaffen:

Damit Corporate Learning auf allen Ebenen funktioniert, sollte allen Angestellten die nötige Lernzeit eingeräumt werden. Genauso muss sichergestellt sein, dass alle einen Zugang zum Lernangebot erhalten und darin relevante Inhalte finden, die in ihren Arbeitskontext passen.

In Arbeitsabläufe integrieren:

Von der Fertigungshalle bis ins Home Office – Lernen sollte an jedem Arbeitsort und in jedem Kalender Platz finden können. Dafür müssen Lösungen gefunden werden, zum Beispiel in Form von digitalen Lernangeboten und kurzen Lerneinheiten.

Technologie bereitstellen:

Präsenzschulungen werden zunehmend mit Online-Trainings und Webinaren erweitert. Um diese wahrzunehmen, brauchen Mitarbeitende mindestens Laptop, Tablet oder Smartphone. Besser noch: Sie bekommen eine digitale Lernplattform bereitgestellt, die rund um die Uhr und von überall aus abrufbar ist.

Lernbedarf ermitteln:

Für effektives Upskilling ist es wichtig zu wissen, wo die Skill Gaps im Unternehmen liegen und welche Anforderungen an die einzelnen Jobs, Rollen und Position gestellt werden. Der Lernbedarf sollte unternehmensweit möglichst individuell identifiziert werden.

Welche Skills alle in Zukunft brauchen werden? Entdecke die sieben Power Skills! →

Lerninhalte & -formate

Lernprogramm konzipieren:

Sind Lernbedarf und -ziele bekannt, geht es um die Programmplanung: Welche Trainings werden angeboten, wie oft und in welchem Format werden Schulungen durchgeführt, welche Methoden werden dabei angewendet?

Lernpfade erstellen:

Für wiederkehrende Fortbildungen eignen sich standardisierte Lernpfade. Zum Beispiel können diese für Pflichtschulungen und Onboardings so erstellt werden, dass sie sich schnell anpassen lassen und einfach den richtigen Lernenden zugeordnet werden können.

Schulungsmaterial beschaffen:

Die Inhalte des Lernangebots können sich aus verschiedenen Materialien zusammensetzen. Bestehende Trainingsunterlagen können ansprechend aufbereitet werden, externe Kurse können eingekauft werden oder es werden sogar ganz neue Lernformen entwickelt. 

Lernportfolio pflegen:

Je nach Thema müssen bestimmte Lerninhalte regelmäßig kuratiert und aktualisiert werden. Ist eine Lernplattform mit externen Inhalten im Einsatz, wird das Lernangebot in der Regel durch den Plattform-Anbieter selbst regelmäßig erneuert.

Grafik: Aufgaben beim Corporate Learning

Was sich für Corporate Learning bewährt hat und welche Lern-Trends sich abzeichnen

Ob intern, extern, online oder offline – grundsätzlich zählen alle Maßnahmen, die Lernen im Unternehmen unterstützen und möglich machen, zum Corporate-Learning-Werkzeugkasten. 

Für die Kompetenzentwicklung und den Wissensaustausch im Unternehmen lassen sich dennoch ein paar Maßnahmen hervorheben, die besonders erfolgreich und vielversprechend sind:

Die Allround-Lösung: E-Learning

Laut einer E-Learning Benchmark Studie geben 92 % der Betriebe an, bereits digitales Lernen einzusetzen – und weitere 4 % planen, damit anzufangen.

E-Learning ist die flexibelste Lösung für Weiterbildung im Unternehmen. Schulungen können digital organisiert und zugewiesen werden. Inhalte sind jederzeit abrufbar und die Lernenden können die Trainings von überall wahrnehmen. E-Learning ist dadurch für alle Unternehmensgrößen skalierbar.

Die große Frage, die sich Unternehmen deshalb stellen sollten, ist also nicht, ob sie eine Lernplattform brauchen, sondern welche Lösung die richtige für sie ist: LMS oder LXP – oder LEP?

Online meets offline: Blended Learning

Blended Learning kombiniert digitale Lernformen mit Präsenzschulungen. Durch die Verbindung unterschiedlicher Formate wird das Lernen abwechslungsreicher – und Corporate Learning noch attraktiver.

Die Umsetzung von Blended Learning kann flexibel an die Bedürfnisse der Lernenden angepasst werden. Trainings vor Ort können als Auftakt oder Abschluss eines Workshops integriert und durch Online-Kurse vervollständigt werden. Genauso können sie innerhalb eines digitalen Lernpfades eingebaut werden.

Lernen in kleinen Happen: Microlearning

Selten haben Mitarbeitende die Zeit (und Motivation) mehrstündige Weiterbildungen in ihrem Alltag unterzubringen, ohne dabei wichtige Projekte und Aufgaben aufzuschieben. Umso wichtiger ist es, Fähigkeiten und Wissensgebiete in kleinen Portionen zu vermitteln.

Mehrere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass diese Form der Wissensvermittlung erfolgreich verläuft. Beim Microlearning werden daher Inhalte in kleine Lernhäppchen heruntergebrochen, die in wenigen Minuten durchgelesen oder angesehen werden können. 

Entertainment als Lern-Booster: Gamification

Monologische Vorträge oder eintönige Seminare helfen kaum für erfolgreiches Corporate Learning. Wesentlich höher ist der Lerneffekt, wenn Wissen in interaktiven Formaten und involvierenden Kursen erklärt wird.

Mit kompakten Quizzen wiederholen und festigen Lernende das Gelernte. Lernpunkte für abgeschlossene Lektionen und zu erreichende Leveln steigern die Motivation und regen zum Absolvieren weiterer Kurse an.

Individualisiertes Training & direktes Feedback: KI-Lerncoaches

Künstliche Intelligenz ist auch im Personalwesen eine smarte Lösung, besonders für das individuelle Training von Mitarbeitenden. Für den effektiven Wissenstransfer können Lernende beispielsweise mit KI-basierten Lerncoaches ihr Wissen in praxisnahen Arbeitsszenarien anwenden.

Im Chat-Modus verhandeln, argumentieren oder reflektieren Lernende mit der KI, können Rückfragen stellen und Lösungen anbieten. Abschließend erhalten sie direktes und individuelles Feedback und bekommen praktische Tipps, um sich zu verbessern.

Praxis-Beispiel: So kann Corporate Learning aussehen

100 Minuten durchschnittliche Lernzeit im Monat pro User:in – und das bei mehr als 35.000 lernenden Mitarbeitenden!

Die Otto Group ist ein Paradebeispiel für erfolgreiches Corporate Learning. Mit der Learning Engagement Plattform von Masterplan treibt das Unternehmen die digitale Transformation auf allen Ebenen voran. Dabei liegt der Fokus auf dem Einsatz von künstlicher Intelligenz.

„Kernelement jeglicher Transformation ist kontinuierliches Lernen. Gerade jetzt im Zeitalter von KI, wo die Veränderungsgeschwindigkeiten noch größer sind, gilt es, genau diese Haltung zu fördern, wissbegierig zu machen und dann die richtigen Lehrinhalte anzubieten.“
Alexander Birken, CEO der Otto Group

Was der E-Commerce-Riese besonders gut macht: Trotz der extrem heterogenen Belegschaft erreicht das Lernangebot alle Mitarbeitenden. Dafür wurden hunderte Lernpfade mit selbst produzierten Videokursen gebaut, die je nach Bedarf einzelnen Lerngruppen zugewiesen werden.

Mehr dazu? So nutzt Otto KI für eine erfolgreiche Transformation → 

Zusammengefasst: 10 Tipps für erfolgreiches Corporate Learning

Wir halten fest: Corporate Learning ist kein Benefit, sondern ein absolutes Must-have für eine erfolgreiche Zukunft.

Darin zu investieren, zahlt sich sowohl in der Mitarbeiterbindung, der Wettbewerbsfähigkeit sowie der Transformationsfähigkeit aus.

Damit das klappt, hier noch zusammengefasst 10 hilfreiche Tipps:

  1. Zahlen liefern
    Vor allem beim Thema Budget – mit konkreten Zahlen zeigst du, dass ein Lernangebot keine Ausgabe, sondern eine Investition ist.
  2. Multiplikatoren finden
    Konzentriere dich vor allem am Anfang darauf, Führungskräfte vom Lernen zu überzeugen.
  3. Alle mitnehmen
    In einer lernenden Organisation lernen alle, wirklich alle! Von der Produktion bis zur Chefetage. 
  4. Fehlerkultur einführen
    Oft lernt man am meisten aus seinen Fehlern. Also ermutige zum Experimentieren (und Scheitern).
  5. Mindest festigen
    Nicht alle sehen direkt den Mehrwert von Schulungen. Zeig ihnen die Vorteile so oft, so anschaulich und so gut du kannst.
  6. Lernstrategie verfolgen
    Formuliere möglichst klar, was die (Teil-)Ziele des Upskillings sind und wie du sie erreichen willst.
  7. Klein anfangen
    Teste neue Trainings- und Lernformate in kleinen Gruppen, bevor du sie im gesamten Unternehmen ausrollst.
  8. Individuell schulen
    Jede Belegschaft ist heterogen. Also bau nicht ein Training über alle, sondern finde rollenspezifische Lernlösungen.
  9. Lernimpulse geben
    Auch wenn du dich wiederholst – bleib beharrlich und mach kontinuierlich auf das Lernangebot aufmerksam.
  10. Wissensaustausch fördern
    Animiere immer wieder zum Austausch von Gelerntem. Sei dabei ruhig kreativ und erfinde neue Lernformen!

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Stefan Schulze

Stefan Schulze ist Content Marketing Manager bei Masterplan. Im Blog erklärt er wichtige Begriffe aus der L&D- und HR-Welt und schreibt über Methoden, Konzepte und Entwicklungen von Corporate Learning.
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Masterplan Studie 2024: Upskilling für die Zukunft

Erfahre, wie gut DACH-Unternehmen heute auf die Welt vorbereitet sind und wie sie kommende Herausforderungen mit Weiterbildung meistern wollen.

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